Ludwigsburg 23. November 2019 Wieder einmal hatte der Landesverband der Film-Autoren Baden-Württemberg, kurz LVBW, zu einem Seminar eingeladen. Geleitet wurde die Präsentation von Felicitas Wehnert. Wehnert war Redakteurin beim SWR und wurde bekannt duch Sendungen wie „Fahr mal hin“ und „Landesschau unterwegs“. In einem strukturierten Vortrag erfuhren wir viel darüber, wie man am besten ein Interview führt. Aber nicht nur das Interview an sich wird thematisiert, sondern auch die Vorbereitung. Sind die richtigen Fragen gesammelt? Weiß der Interviewte um was es geht? Und ist sie/er in einer Umgebung, die zum einen zum Thema passt und zum anderen für den Interviewten angenehm ist?
Wie man sich vorbereitet hängt von der Art des Interviews ab. Ist es ein Interview mit einer bestimmten Person, oder fragt man Meinungen auf der Strasse, oder einer Veranstaltung ab? Am besten bereitet man sich mit einem Fragenkatalog vor. Muss aber dann schon flexibel sein und auf die Person eingehen. Beispiele liefern hier Interviews, die Loriot zum Beispiel ins lächerliche zieht. Oder das berühmte Interview von Friedrich Nowotny mit Willy Brandt. Brandt wurde angewiesen sich diesmal kurz zu halten. Er antwortete genüsslich einfach mit ja und nein. Auch ein Beispiel wie eine Vorbereitung zum Interview falsch laufen kann. Hatte Nowotny doch den Fehler gemacht und reine offene Fragen gestellt.nLegt der gefragte aber erstmal los und hört nicht mehr auf zu erzählen, hilft ein freundlicher Hinweis: „Ach das ist aber interessant, sicher ein separates Interview wert, können Sie das nochmal etwas kürzer beschreiben?“. Geht es um emotionale Themen, sollten die Fragen auch mit emotionalem Wert gestellt werden.
Neben den Fragen ist auch der Ort des Interviews entscheidend. Passt der Ort zum Thema? Oder auch, ob sich die Person in der Umgebung wohlfühlt. Wie sieht es mit Nebengeräuschen aus? Passen diese ggf. zum Thema? Geht es zum Beispiel um den Lärm der Autobahn in der Siedlung, sollte man diesen im Interview schon auch hören. Ist es totenstill, wirkt die Person unglaubwürdig.
So kann das Interview schon gut vorbereitet beginnen: Fragenkatalog, Ort.
Neben den schon angesprochenen Nebengeräuschen sollte auch auf optische Ablenkung geachtet werden. Ist der Hintergrund interessanter, wird man leicht abgelenkt und kann nicht folgen. Deshalb ist es auch wichtig, sich vorher ein Bild vor Ort zu machen. Hat man die Möglichkeit sich vorzubereiten, kann man mit Lichtquellen und Abschattungen arbeiten. Ob die Person dann sitzen sollte oder stehen, hängt vom Thema ab. Sollte auch nach Gefühl festgelegt werden. Wie in allen Bereichen gilt hier auch der Satz: „… es kommt drauf an …“. „Also ich nehme jetzt immer ein Taschentuch und etwas Puder mit zum Interview“, hör ich von Frank Lauter neben mir. Glänzt die Nase oder Glatze? Sind Schweißperlen zu sehen? Lenkt dies doch vom Interview ab. Also gleich Abhilfe schaffen.
Also beim Interview beachten: Nebengeräusche, optische Ablenkungen, Licht, Taschentuch, Puder.
Bei der Position der Kamera scheiden sich die Geister über die Zeit. So erzählt Wehnert von Interviewtechniken die in den 70er Jahren modern waren, die heutzutage in keinem Fall mehr genutzt werden. Da sollte man sich auf seine Intuition verlassen. Es kommt ja auch darauf an, ob im Film dann der Interviewer mit auftauchen soll oder nicht. Ist es für die Zuschauer interessant zu erfahren wer die Fragen stellt? Oder Antwortet die Person so, dass der Fragende komplett ausgeblendet werden kann. Wichtig ist nur, dass die Kamera auf Augenhöhe ist. Hm, … Okay! Was will ich für eine Aussage herüberbringen? Dann doch von ober herab gefilmt, oder aufschauend? Halbtotale, Totale oder Nahe? Hier kommt es sicher auch auf die Person an. Wird mit den Armen gestikuliert und möchte man das im Film haben? Wie schon gesagt, es kommt drauf an.
Bild- und Tonaufnahme mit der Kamera: Nah, Halbtotale, Totale, sitzend, stehend, drinnen, draußen.
Welches Mikrofon genutzt wird hängt dann wieder von der Situation ab. Windgeräusche werden am besten durch einen Puschel reduziert. Ist der Puschel zu dick kann er ins Bild hängen. Zu beachten ist, das der Puschel aber bestimmte Frquenzen reduzieren kann. Der Klang der Stimme wird also etwas verfälscht. Selbst bei spontanen Interviews auf der Strasse sollte nicht nur auf das Kameramikrofon zurück gegriffen werden. Minimum ist ein Richtmikrofon auf der Kamera. Schritt zwei, um den Lautstärkenabfall auf dem Weg bis zur Kamera zu verhindern ist ein Handmikrofon. Das kann man der Person auch gerne mal entziehen, falls diese zu lange redet. Zu beachten ist hierbei auch die Richtcharakteristig des Mikrofons. Ob Nieren-, Kugel- oder Richtcharakter genutzt wird, muss im Vorfeld bedacht werden. Welcher Typ eignet sich für meine Aufnahmen am besten. Der dritte Typ ist das Lavelier-Mikrofon, dass an der Jacke oder am Shirt befestigt wird und über eine Funkstrecke an der Kamera ankommt. Auf jeden Fall sollte mit einem Kopfhörer überprüft werden, ob die Aufnahme angemessen erfolgt.
Beim Mikrofon: Richtcharakteristik, Lavelier, Handmikrofon
Das Seminar mit Felicitas Wehner bot uns Filmfreunde aus Schwäbisch Hall wieder die Möglichkeit uns mit anderen Filminteressierten aus der Region auszutauschen.Vielen Dank an die Veranstalter und die Ausrichter in Ludwigsburg